Rowing Madness an der Ostküste: Boston, Philly, NYC, Washington
Jeden Morgen, wenn die Sonne den Nebel und die Temperaturen um den Gefrierpunkt vertrieb, bot sich ein grandioses Bild vor dem Charles River, Boston: Auf einem der wohl bekanntesten Gewässer, umsäumt von den Bauten der Harvard University und dem Massachusetts Institut of Technology, fädelten sich Tausendfüßlern gleich die Mannschaften mit ihren über Kopf gestemmten Achtern ein. Ordner mit Trillerpfeifen und Megafon sorgten für ein sicheres Timing vor den spektakulären Rennen für die traditionsreichste amerikanische Regatta, die HEAD of the Charles.
3 Meilen, rund 4,8 Kilometer, müssen mit vollem Speed im Verfolgerrennen genommen werden, dem „Head Race“ nach englischem Vorbild. 1965 als fast interne Regatta zwischen Cambridge Boat Club (CBC) und Harvard University in der zweiten Oktoberhälfte gestartet – um schnell noch ein Highlight vor dem manchmal zähen Wintertraining zu erleben – ist heute die HEAD of the Charles mit 12.000 Athlet:innen und 300.000 Zuschauer:innen das wohl größte Ruderevent weltweit.
Der Start findet fliegend im 15 Sekunden-Takt in Höhe des Bootshauses der Boston University statt, das Ziel liegt zwischen der Eliot Bridge und dem Henderson-Bootshaus der Northeastern University. Für die Steuerfrauen und -männer eine echte Herausforderung: Im Überholmanöver flitzten die Boote durch enge Kurven und unter sechs trummartigen Backstein- oder Eisenbrücken hindurch, wie die der Bahnlinie East Boston-Allston.
Ihren Van, einen wuchtigen Chrysler Pacifica, hatten Tobias und Martin randvoll mit den schönen EVUPRE Teilen gepackt, nur noch die Außenspiegel blieben benutzbar. Tobias: „Jetlag überstanden und dann ging’s los: Drei Tage von 07:00 – 18:00 Uhr auf den Beinen, nonstop.“ Ihren Stand mussten sie improvisieren: Hier einen Kleiderständer, da einen Tresen mit Kisten vom Baumarkt hervorgezaubert. Und es hat sich gelohnt!
Die Deep Water Reihe ging weg wie geschnitten Brot, die toll farbigen Sarasota-Shirts waren ruckzuck ausverkauft. Tobias: „Wir hatten alle Hände voll zu tun! Von Freitagnachmittag bis Sonntagnachmittag war’s ein wunderschönes Kommen und Gehen dieser wirklich gar nicht so oberflächlich friendly people.“
Mit den Eltern des US-Spitzenathleten Ezra Charles verbindet Tobi inzwischen ein fast familiäres Verhältnis. 2019 traf man sich bei der Ruderweltmeisterschaft in Ottensheim, Ezra als Ausnahmesportler, Tobias als Sportkommentator. Die Eltern haben ein cooles Café in Eureka, Kalifornien, und Ezra trainiert mittlerweile am Craftsbury Greenracing Project, einem der bestens organisierten US-Sportcamps mit ideeller, nachhaltiger Konzeption. Gewonnen hat Ezra die HEAD oft the Charles in den beiden Königsdisziplinen, im Einer und im Achter: „Die wichtigste Strategie: Einen guten Rhythmus zu finden. Die meisten von uns waren ja ein paar Wochen vorher bei Quer durch Berlin dabei, auf 12,5 Kilometer durch die Berliner Innenstadt schlugen wir die favorisierten Niederländer.“
Rudern in anderen Dimensionen
Interessant: Anders als in österreichischen oder deutschen Rudervereinen, in denen die Frauen und Mädchen gar traditionsgemäß unterrepräsentiert sind, ist das Rudern in den USA vielmehr eine Frauenveranstaltung. Tobias: „Die Jungs trainieren lieber die US-typischen Sportarten wie Basketball oder Fußball, so ergibt sich für die Mädchen an den Unis die Möglichkeit, übers Rudern gut an Stipendien zu kommen.“
Am Charles River parkten riesige Trailer, quer durchs Land gezogen von Monstertrucks mit echten Truckdrivern, angeheuert von den Unis. Tobias: „180 Kids aus einem Highschool Club sind keine Seltenheit, und um die einigermaßen unter Kontrolle zu haben, fahren sie eben 8er, gefolgt von einer Armada an Trainerbooten. Alles ist top organisiert!“ Die Masters wiederum sorgten für sich selbst, was sonst!
Boxenstopp in NYC, ab nach Philly-Town
Bei einem kurzen Aufenthalt in New York sortierten sich Tobias und Martin ein wenig, packten die Kisten neu; während auf dem Harlem und dem Hudson River die Mannschaften der Columbia University trainierten. Philadelphia aber gilt als die Wiege des US-Rudersports. Den Philly-Sound von When Will I See You Again der Three Degrees im Ohr, ging’s in drei Stunden Autofahrt weiter entlang der Ostküste, nach Philadelphia, zum Head of the Schuylkill (HOSR) mit 7.500 Starter:innen.
In der Nähe der Ziellinie liegt die Boathouse Row, eine Straße am Schuylkill River, gesäumt von 15 teils über 150 Jahre alten Prunkruderbootshäusern. Ein Paradies.
Tobias: „Etwas außerhalb von Philly besuchten wir am Cooper River den Moorestown Rowing Club; das wird der erste von uns eingekleidete US Rowing Club!“ Die Ruder:innen vom Moorestown Rowing Club waren direkt am Designprozess von EVUPRE beteiligt.
Letzte Station der zweiwöchigen Tour: Washington. Dort gibt es seither ein EVUPRE Warenlager: „EVUPRE in the USA! Ab jetzt können wir innerhalb der Staaten verschicken.“ Retour nach Wien – und an Weihnachten denken!
Text:
Silke Kettelhake
Fotocredits:
EVUPRE